Unter „portabel“ oder „/p“ versteht im Amateurfunk jeder etwas anderes. Einig sind sich aber fast alle darin, dass eine Station, die sich so nennt, nicht von der Netzspannung versorgt wird und zumindest mit einem Auto transportiert werden kann. Für die Kurzwelle habe ich zwei Geräte von Yaesu; einen FT-817ND und einen FT-857D. Mit dem FT-817ND sind maximal 5Watt Ausgangsleistung möglich, näheres zu diesem SetUp folgt bald unter DJ6KR/p/qrp. Für das hier Vorgestellte SetUp waren meine Anforderungen die folgenden:
- Abdeckung der Amateurfunkbänder von 160m bis 70cm mit mindestens 20Watt.
- Alle gängigen Betriebsarten auf allen Bändern
- Robuster und wetterfester Aufbau
- möglichst schneller Auf- und Abbau (Stichwort grab&go oder Go-Box)
- (Notfunktauglich)
Das Anwendungsszenario für diese Station aus dem sich einige der obigen Anforderungen ergeben, war das folgende: Ich wohne im 2. Stockwerk eines der vielen Plattenbauten von Jena. Der komplette Kurzwellenbereich ist so dicht mit Störsignalen, dass selbst PSK31 nicht durch kommt. Die beiden von meiner Wohnung erreichbaren Relais, sind so nah, dass ich sie wohl auch mit 100mW und einem nassen Schnührsenkel als Antenne arbeiten könnte. Ich bin also darauf angewiesen meine Station an besser geeignete Ort verlegen zu können. Und passend zu meinen anderen Interessen, geht es dabei oft raus in die Natur in die „“Berge““ um Jena. Das hier Beschriebene Portabel SetUp soll als eine Art Basis-Station für Zeltlager oder Lagerfeuerevents dienen. Es wird immer mit dem Auto in die Nähe seines Einsatzortes gebracht und dort dann maximal ein paar wenige Kilometer mit Muskelkraft bewegt. Zu guter letzt möchte ich das SetUp auch einpacken können, wenn ich mit dem Auto in den Urlaub fahre und nicht lange mit Packen beschäftigt sein.
Als Funkgerät erfüllt der Yaesu FT-857D die gestellten Bedingungen. Mit grade einmal 2,2kg Gewicht deckt er alle gewünschten Bänder ab und das mit 100W auf Kurzwelle, 30W auf VHF und 20W auf UHF. Viele Funker, besonders solche die SOTA betreiben, sind enorm darauf bedacht Gewicht zu spahren, dies Anforderung habe ich bei diesem SetUp explizit weg gelassen, denn dafür habe ich meinen FT-817ND. Der FT-857D hat mit seinen DSP-Funktionen eine ganze Reihe an Einstellmöglichkeiten, die sich in Teilweise unintuitiven Menüs verstecken. Hat man sich jedoch einmal darauf eingelassen so ist das Gerät in meinen Augen Ideal um Stück für Stück zu lernen und sich ein Bild zu machen, was man wirklich vom Amateurfunk will. Gerade deswegen war es mir wichtig auch alle Betriebsarten mir der Funkstation nutzen zu können. Spätestens bei Digitaler Sprachübertragung hört aber auch hier die Allmacht des FT-857D auf. C4FM, DStar oder DMR müssen von anderen Geräten abgedeckt werden, sofern sie erwünscht sind. Für mich viel wichtiger waren DigiModes wie APRS, PSK(31/63), RTTY, CW und die klassischen Sprach-Übertragungsarten SSB und FM. Alles in allem lässt sich bestimmt in jedem Betriebsbereich ein Funkgerät finden, das viel besser ist als der FT-857D, aber ich habe bis dato kein Funkgerät gefunden, dass genauso viel kann und gleichzeitig so kompakt ist. Das abnehmbare Bedienteil, das ich mit dem beiliegenden Halter seitlich am Gerät befestige, erhöt die Flexibilität noch einmal. Zum einen kann das Funkgerät so quer in die Kiste eingebaut werden, was das Platzmangement erleichtert und zum anderen kann ich das Gerät so zum Beispiel in den Kofferaum oder auf den Rücksitz eines Autos packen und Bequem vom Fahrersitz oder Beifahrersitz aus Steuern ohne die Große Kiste im Weg.
Als dritte Anforderung hatte ich einen robusten und wetterfesten Aufbau festgelegt. Manchmal schützt nur eine Zeltplane vor dem Starkregen und als gebranntes Kind… Nun sagen wir ich schlafe ruhiger, wenn mein teures Equipment sicher verstaut ist. Da das Gewicht keine große Rolle spielt habe ich auf eine rabiate Lösung zurück gergriffen: Die Munitionskisten für 25mm Panzergeschosse der US-Army. Die Kisten sind für knapp unter 15€ auf Ebay erhältlich und irrsinnig robust. Auf Youtube finden sich einige lustige Videos zu diesen Kisten. Zugegeben, sie sind sperriger und viel schwerer (Alles in allem wiegt das SetUp inkl. einem 7,2Ah Bleigelakku relativ genau 10kg) als ein ähnlich großes Pelican Case, aber hey…15€! Wie auf den Fotos zu sehen ist, ist der Innenraum in der Mitte etwas enger, ansonsten ist die Kiste von beiden Seiten mit einer großen Klappe ausreichend wasserfest verschlossen und die Mechanismen pukten durch simplen Aufbau, den man mit einem Vorschlaghammer reparieren könnte und den man auch problemlos mit Handschuhen öffnen kann.
Weil die Akkus (zwei Bleigelakkus mit 7,2Ah) hinten mit wenig spiel hineinpassen, findet in der Box alles seinen Platz, was das Funkerherz begehrt außer solcher lächerlichen Nebensächlichkeiten wie einer Antenne und dem Computer oder Tablet für die DigiModes. Für den Betrieb auf 2m/70cm passt sogar eine kleine Mobilantenne mit in die Kiste, die über einen Winkel direkt an die N-Buchse des Funkgeräts angeschlossen werden kann. Größere Antennen werden noch eigene Themen nach sich ziehen. Wichtigster Inhalt neben dem Funkgerät sind in der Kiste die Kabel. Alle DC-Kabel habe ich mit Anderson Powerpoles ausgestattet. Die Powerpoles sind standard in Sachen Notfunk und machen es mir möglich einfach und schnell die Stromquelle zu wechseln. So kann die Kiste vom internen Akku, einem externen Akku, Netzteil oder der Bordspannung eines KFZ betrieben werden. Die Kabel in kürze:
- Powerpole auf Yaesu Molex Stecker Adapter, um die Garantier zu behalten, fürs erste.
- 1,5m DC-Kabel mit jeweils 2,5mm² und beidseitigen Powerpoles um externe Stromquellen anzapfen zu können.
- 3m Kabel zur Verbindung des abnehmbaren Bedienteils mit dem Funkgerät für mehr Flexibilität.
- DTMF-Mikrofon (MH58A8j) mit Spiralkabel für SSB, FM und zum Steuern der wichtigsten Funktionen.
- PL-Winkel zum besseren Zugang an den Kurzwellenanschluss
- N-Winkel zum besseren Zugang an den VHF/UHF-Anschluss
- 1,5m PS2-Verlängerung (Tastaturkabel) für den erleichterten Zugang an die DIN Buchse für die DigiModes.
Ja ich weiß, dass Datenkabel möglichst kurz sein sollten, aber bisher hatte ich keine Probleme und jedesmal das Gefummel beim Versuch das Interface mit der DIN-Buchse zu verbinden halten meine Nerven nicht aus.
Wenn ihr das ganze mal im Einsatz sehen wollt, guckt doch mal auf unserem Youtubekanal vorbei: