Review: Baofeng BF-T1 Mini

Da Funkgeräte bekanntlich Rudeltiere sind, und nicht allein gehalten werden sollten, hat sich bei jedem von uns eine Gewisse Anzahl von Geräten angesammelt. Deshalb gibt es diese Kategorie: Kurze, übersichtliche Reviews verschiedenster Geräte, klein oder groß, Station oder Handfunk, billig oder teuer. Heute:

Baofeng BF-T1 Mini

Dieses Gerät ist mir auf Webseiten diverser Online-Händler immer mal wieder begegnet. Der Preis, deutlich unter 20 Euro, fällt dabei natürlich auf – und die Größe natürlich auch. Mehrmals habe ich gedacht, dass das Gerät ein „Immer-Dabei-Gerät“ sein könnte, einfach aufgrund der Größe. Allerdings habe ich aufgrund des Preises natürlich nicht mit ernsthafter Qualität gerechnet – und auch die stummelige, fest verbaute Antenne zeigt schon auf weite Entfernung, dass dies kein hochwertiges Gerät sein kann.

Als dann der Preis nochmals reduziert war, und ich das Gerät inkl. Programmierkabel für rund 15 Euro erwerben konnte, musste ich zuschlagen. Das Gerät kam innerhalb von 2 Tagen bei mir an.

Erster Eindruck: Das Gerät ist wirklich SEHR klein und passt in jede Hosentasche. Ohne Gürtelclip ist es es außerdem extrem flach. Es fällt sofort auf, dass der Kanalwahl-Drehschalter oben auf dem Gerät gar keiner ist – der „Knopf“ ist nur Dekoration und nicht drehbar. Die Bedienung erfolgt nur über die Tasten. Baofeng-typisch ist dabei eine (in der Werkseinstellung EXTREM laute) Sprachausgabe und Pieptöne beim Drücken der Tasten, beides abschaltbar.
Das Gerät hat ein alphanumerisches Display, es kann also Buchstaben und Zahlen anzeigen. Dieses kann jedoch NICHT zur Anzeige von Rufzeichen oder anderen Kanalnamen benutzt werden: Das Gerät zeigt grundsätzlich immer die Frequenz an, und kann einen Kanalnamen weder speichern noch anzeigen! Buchstaben sind nur im Gerätemenü zu sehen. Weiterhin ist das Display etwas zu weit oben im Gerät, so dass die Symbolzeile etwas abgeschnitten wirkt.
Das Gerät hat keinen VFO und muss per Kabel programmiert werden. Dabei stehen 20 Kanäle sowie ein „SOS-Kanal“ zur Verfügung, welcher immer parallel zum eingestellten Kanal abgehört wird und welcher mit einer eigenen PTT zum Senden genutzt wird. Hier könnte man z.B. den meistgenutzten Repeater ablegen.
Das Gerät hat weiterhin ein FM-Radio und eine Taschenlampe.

Die Programmierung erfolgt über einen Micro-USB-Anschluss, aber nicht über ein normales Micro-USB-Kabel – statttdessen muss ein spezielles Kabel mit TTL-UART gebastelt oder gekauft werden. Das Gerät lässt sich aber mit einem normalen USB-Kabel aufladen. Bei meinem Programmierkabel fiel auf, dass es offenbar recht viel Strom aus dem Gerät zieht – die Programmierung funktionierte nur mit ganz voll geladenem Akku, und mit angestecktem Kabel entlud sich der Akku in kurzer Zeit.

Der Headset-Anschluss sieht mit Abdeckung aus wie ein Kenwood-Stecker, darunter ist jedoch nur ein TRRS-Stecker. Ob dieser einer Norm folgt, weiß ich nicht. Eine einfache Ohrhörergarnitur liegt bei.

Das Gerät ist für das 70cm-Band gedacht, lässt sich aber wohl auch auf 2m programimeren – die ohnehin nicht gerade überragende Antenne ist dann jedoch noch schlechter. Verbunden mit der geringen Sendeleistung von einem Watt (nominal) ist das also wohl eher keine gute Idee. Mit verschiedenen Tastenkombinationen lassen sich einige Einstellungen verändern, die nicht im Menü zu finden sind. Unter anderem gibt es auch eine Tastenkombination, mit der das gesamte Gerät gelöscht wird – wenn man dann kein Kabel greifbar hat, hat man ein Problem.
Die Modulation ist wie bei anderen „Chinaböllern“ etwas blechern, aber gut verständlich.

  • Pro:
    • Größe
    • Preis
    • SOS-Kanal, Taschenlampe und Radio sind witzige Gimmicks
    • CTCSS und DCS vorhanden
  • Contra:
    • Nur Frequenzanzeige, keine Kanalnamen
    • verschobenes Display und allgemeine Qualität
    • kein VFO und geringe Anzahl von Kanalspeichern
    • Programmierung nur per PC
    • Nonstandard-Anschlüsse für Programmierung und Headset
    • Kryptisches Menü
    • „Falscher“ Drehschalter
    • Miese, fest verbaute Antenne

Fazit: Das Gerät ist trotz des geringen Preises nicht empfehlenswert. Obwohl sich das Gehäuse haptisch sehr angenehm anfässt, sieht man dem Gerät die schlechte Qualität förmlich an. Der fehlende VFO sorgt dafür, dass man nirgends „mal eben“ eine Frequenz eingeben kann, sondern bei jedem Einsatz bereits vorher alle notwendigen Frequenzen eingegeben haben muss. Obwohl das Gerät den 1750Hz-Ton beherrscht (ebenfalls über eine versteckte Tastenkombination), ist es deshalb als immer-dabei-Gerät nicht praktisch – man müsste den zu benutzenden Repeater bzw. die Simplex-Frequenz vorher schon einprogrammiert haben und außerdem durch die geringe Sendeleistung und die Stummelantenne auch relativ nah am Repeater stehen. Alles in allem würde ich vom Kauf abraten.

3 comments for “Review: Baofeng BF-T1 Mini

  1. 1. August 2019 at 9:15

    Danke für die sehr hilfreiche Einschätzung des Gerätes aus der Sicht eines aktiven Nutzers !
    Gut gemacht.
    vy 73 de Johannes aus Jena DF5AU

    • DL1MY
      1. August 2019 at 10:25

      Hallo Johannes,
      danke für die Rückmeldung. Du kannst dir das Gerät gern ausleihen, falls du eigene Erfahrungen damit machen möchtest.
      Beste Grüße
      DL1MY

  2. 13. September 2020 at 17:10

    test

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