Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel zur Funkdisziplin geschrieben und darin darauf verwiesen, dass wir ja nicht nur den allgemeinen Alltagsbetrieb haben, sondern, dass Amateurfunk auch sehr gut für „taktische“ Kommunikation eingesetzt werden kann. Ein solcher Fall ist der Holzlandlauf in Hermsdorf. Die Funkamateure aus Hermsdorf machen seit langem die Funktechnische Absicherung des Holzlandlaufs und ich hatte das Vergnügen 2015 und 2017 mithelfen zu können.
Im Englischen findet sich bei sowas oft das Wort „tactical“ was leicht militaristisch angehaucht ist, und auch ich habe das Wort „taktisch“ verwendet. Hier geht es aber um etwas sehr ziviles, fern von Flecktarn und geheimen Funkcodes. Also zunächst das „Problem“:
Der Holzlandlauf findet jährlich in Hermsdorf statt und bietet 5km, 11km und 22km Strecken. Mehrere hundert Teilnehmer laufen hier also unterschiedliche Strecken durch Stadt, Wald und Stadion. Die Strecke wird gut geplant, ausgeschildert und mit Verpflegungspunkten versehen. Für den Regelfall ist also gesorgt, jeder weiß wo es lang geht und niemand muss verdursten. Viele freiwillige Helfer sperren an wichtigen Stellen die Straßen ab, versorgen die Läufer oder fahren mit Fahrrädern hinter dem letzten Läufer jeder Laufstrecke hinterher um sicher zu gehen, dass im wahrsten Sinne des Wortes, niemand auf der Strecke bleibt.
Was fehlt ist die Kommunikation. Wie werden schnell und effektiv Nachrichten und Informationen verteilt? Wie erfährt der Stadionsprecher wer auf welche Strecke führt, wer gleich ins Stadion einläuft oder was sonst auf der Strecke los ist? Nun, da kommen wir Funker ins Spiel.
Die „Lösung“:
Funk. Einfach und umkompliziert. Sprechfunk, FM, analog über das Sprachrelais DB0HDF in Hermsdorf.
Im Stadion beim Stadionsprecher wird eine Leistation aufgebaut. Traditionell sitzt dort Ilona DG1ASK und regelt den Informationsfluss. Ilona hat das also schon oft gemacht und bringt ausreichend Ruhe und Erfahrung mit. Sie ist auch die Schnittstelle zu den Veranstaltern. Durch die räumliche Nähe zum Relais, die Anbindung ans Stromnetz und das Puffern mit einer 12V Bleibatterie, können wir relativ gut realisieren, dass die Leitstation uns alle im Zweifel platt drückt und somit im Zweifel immer alle hören was von dort gemeldet oder angefragt wird.
Genutzt wird hier die „Leuchtturmkiste“ von Rolf und Ilona, die bis auf ihren Stromverbrauch von 50A (Fehler der Anzeige 😉 ) absolut soliden und verlässlichen Dienst tut. Verbaut sind hier ein 230V auf 12V Netzteil, ein ICOM und ein Yaesu Funkgerät, Antennenanschlüsse uvm.
Der Rest von uns verteilt sich als Mobil- oder Portabelstationen auf der Strecke. An verschiedenen „kritischen“ Punkten sind Immer Funker zu finden und versorgen bei Bedarf mit Informationen. Die technischen Möglichkeiten übertreffen hierbei den Bedarf enorm. Zwei Mobilstationen waren dank Yaesu ATAS und FT-857D mit 160m – 10m 100W und UKW 20W ausgestattet, viele Funkgeräte konnten parallel noch den APRS-Digipeater bei DB0HDF nutzen und waren mit Möglichkeiten zur digitalen Kommunikation ausgestattet. Gereicht hätte und hat aber auch ein einfaches Baofeng Handfunkgerät mit analogen 4W und einer Stummelantenne oben drauf.
Ich selbst war am Eingang zum Stadion postiert und sollte insbesondere am Ende die Läufer „voranmelden“, damit der Stadionsprecher sie mit Namen ankündigen konnte. Für diese einfache Aufgabe sah meine „Overkill“-Portabelstation so aus:
Dabei hatte ich:
- Yaesu FT-817 mit Ni-Akkus (intern), einer 1,1m Mobilantenne für UKW und der >ATX-Walkabout< für Kurzwelle, falls nötig
- Yaesu FT-1XDE mit kurzer Antenne und Security Headset am Gürtel, für die primäre Kommunikation und APRS
- Baofeng UV-5R und Retevis RT8 mit externem Mikrofon als Backup für die Relaiskommunikation
- UKW >LHKA< falls das Relais ausfällt und wir auf Direktverkehr wechseln müssen
- LiPo Akkus (2 x 5Ah, 3s) um die Yaesu geräte im Zweifel für Stunden mit Strom zu versorgen
Insgesamt hat alles toll funktioniert und wir hatten eine Menge Spaß. Es hat nur etwa 3h gedauert, jeder bekam eine Bratwurst und zwischen drin war immer noch mal Zeit für einen Schwatz auf der BackUp-Frequenz 145,500MHz. Mit wenig Aufwand, etwas Überlegung und Planung, viel Erfahrung und vor allem mit der Mithilfe vieler fleißiger Funker, kann so etwas für den Sport, unsere Außenwirkung und gegen die eigene Langeweile getan werden. Für mich eine Win-Win-Situation.
Danke für deinen Beitrag Konrad.