Moin zusammen,
im Folgenden möchte ich euch meinen Weg zur Lizenzklasse A erläutern. Doch zunächst einmal vielen Dank an DJ6KR und DO1ABZ für den Rausschmiss und die darauffolgende Wiederaufnahme ins Autorenteam von CQ-Jena.de (siehe HIER) 😉
Ausbildung zur Lizenzklasse E
Die Lizenzklasse A kann -wie der gemeine OM weiß- auch direkt erwoben werden. Das ist für fachbereichsvewandte Menschen auch sicherlich kein allzu großes Problem. Diese werden trotz des 1547 Fragen schweren Fragenkatalogs ihre größte Herausforderung wohl im Vorschriftenteil mit 287 Fragen wiederfinden. Der Teil über Betriebskenntnis mit 199 Fragen fällt recht überschaubar aus und ist im Allgemeinen keine wirkliche Hürde. Der Technikteil mit 1061 Fragen für eben jene wahrscheinlich auch nicht unbedingt in vollem Umfang. Da ich als Biologe mit Hochfrequenz- bzw. Elektrotechnik bis dato soviel am Hut hatte, wie ein Elektriker vermutlich mit Proteinbiosynthese, habe ich den Stufenaufstieg gewählt. Aufgrund meines fachlichen Quereinstiegs habe ich Wert auf ein wenig Verständnis des Ganzen gelegt. Aber gleichzeitig wollte ich auch so schnell wie möglich die verflixte PTT meines schon frühzeitig gekauften Handfunkgeräts endlich drücken!
So reduzierte sich der Technikteil auf 377 Fragen; ein knappes Drittel. Und das Wichtigste: Es geht nur um die grundlegenden Dinge, sodass man später lediglich keinen allzu großen Mist verzapft. Also genau richtig für mich. Bei mir Fachidiot sah das beim Lernen der einzelnen Lektionen ungefähr so aus:
Ohm’sche Gesetz: Kenn‘ ich. Das war doch das von Pythagoras, gell? – Nein, das kannte ich wirklich noch… 🙂
Umstellung von Einheiten und die Potenzgeschichten: Läuft (arbeite auch im Nano- und Pikobereich).
Widerstand, Kondensatoren: Interessant, aber passt.
Schwingkreis: Langsam wirds übel…
Transistor, Diode und erste Schaltungen: Ach du Schande…
Doppelsuper: Bitte WATT?
Dank Konrads exzellenten didaktischen Fähigkeiten wurde aus Robin DO6XJ. Ihm waren Doppelsuper, Schwingkreise und das ein oder andere technische Detail immernoch etwas suspekt, aber irgendwie hatte er es auch verstanden und konnte etwas damit anfangen.
So begann also meine Amateurfunkkarriere am 05.12.2015 in Erfurt, als ich dort die Prüfung zur Lizenzklasse E bestand, wohingegen DO1KRJ zeitgleich zu DJ6KR aufgestiegen ist. Allein innerhalb des restlichen Dezembers habe ich etliche QSOs über Relais abgehalten und einige Relaiskontakte im Rhein-Main-Gebiet geknüpft. Da es für portable KW-Aktionen wetter- und ausrüstungstechnisch noch nicht gut aussah, verbrachte ich die meiste Zeit in der Klubstation DL0DAR meines OV F03 Darmstadt. Recht schnell musste ich feststellen, dass es (in der aktuellen Phase der Sonnenfleckenaktivität) verdammt mühsam ist auf 15m einen QSO-Partner zu finden. Meist blieb ich erfolglos. Nach der Abenddämmerung wechselte ich auf das 80m Band. Endlich mal das ein oder andere QSO, aber wirklich befriedigend hat es sich nicht angefühlt. Die größten Erfolge gelangen mir (als Operator von DL0DAR) in PSK31.
DO6XJ startet durch
Aber ich wollte auch „erfolgreich“ Phonie betreiben: DXen und das Kauderwelschenglisch eines so manchen OM-Kollegen aus dem tiefsten Asiens versuchen zu entschlüsseln. Also machte ich mich im Frühjahr auf und ging mit meiner selbstgebastelten LHKA für 15m und dem damals jüngst gekauften FT-857D portabel an den Start. Mit Erfolg! Ich habe auch immer mal wieder den Contestbetrieb ausprobiert, sodass ich also mal mein Mike in die nachstehenden Conteste reingehalten habe und mich die ein oder andere Stunden als „Jäger“ versucht habe:
- Baden-Württemberg-Aktivität (2m PH)
- CQ WW DX Contest (15m PH)
- CQ-M Intl. DX Contest (15m PH)
- DARC UKW-Frühlingswettbewerb (2m PH)
- OK/OM DX (SSB) Contest (15m PH)
- Russian DX Contest (15m PH – Demobetrieb während der „1. Make Messe Darmstadt“)
Sehr oft hat mich dabei mein verehrter Herr OVV DJ3ZF unwissentlich mit der Bodenwelle seiner 13km Luftlinie entfernten Heimstation totgedrückt… wir hatten öfters die gleichen QRG-Vorlieben 😀
Durch die genannten (KW-)Conteste habe ich die allermeisten meiner (Phonie-)SSB QSOs eingefahren, da außerhalb der Conteste das 15m Band im Vergleich sehr ernüchternd ist. Ebenfalls sehr ernüchtern und vor Allem frustrierend ist oder war es jedes Mal (an DL0DAR) festzustellen, dass man auf 20 und 40m gar nicht gewusst hätte, bei welcher Station man nun anfängt, die ganzen CQ-Rufe zu beantworten! Das und die Tatsache, dass 80m portabel grundsätzlich auch nicht ganz unkompliziert (Antennengröße/-Länge) und technisch optimal ist, hatte ich mir schnell vorgenommen, in absehbarer Zeit zur Lizenzklasse A aufzustocken.
Neben Betrieb und der Bastelei der LHKA habe ich mich aber auch -zusammen und inspiriert mit/durch Konrad, Andreas, X22 und meinen OV- für das Löten begeistern können. Oder das Herstellen eines einfachen Interfaces für Digitalbetrieb zur Entkopplung von Signalen zwischen TRX und Peripheriegerät (Tablet, Handy). Und natürlich auch derartiges nachgebaut. Ebenso habe ich über verschiedene Tuner- und Antennenreligionen recherchiert und diskutiert. Die Antennen der Klubstation mit ausgewechselt und mich auf Relais natürlich mit den verschiedensten OMs und YLs über alles mögliche unterhalten. Warum ich das überhaupt erwähne? Nun, genau das hat mich indirekt die ganze Zeit schon für den Technikteil der Lizenzklasse A vorbereitet. Mein Verständnis wurde durch die Praxis enorm verbessert – ohne, dass ich es selbst überhaupt bemerkt habe.
Die Ausbildung zur Lizenzklasse A
…in Eigenregie hat dadurch bei mir von Anfang bis zum Termin der Prüfung 10 Wochen gedauert. Dabei habe ich zunächst wie schon zur E-Lizenz den Online-Lehrgang von Eckart Moltrecht, DJ4UF, bemüht und dort die einzelnen Lektionen durchgearbeitet. Dabei habe ich ungefähr eine Lektion alle ein bis zwei Tage gelernt. So habe ich in ~ 4 Wochen 18 der 19 Lektionen gepaukt. Nummer 19 über EMV habe ich weggelassen bzw. kurz angeschaut und sie dann übersprungen. Es folgte eine Woche Pause durch Besuch. Die restlichen ~5 Wochen habe ich dann rechnerisch im Schnitt (!) eine Stunde am Tag mit dem HamRadioTrainer verbracht und die dortigen Lernziele erfüllt.
Obwohl ich genau wie für die Klasse E hier und da meinen Freund und Mentor mit Sprachnachrichten versorgt habe, fiel es mir doch insgesamt verhältnismäßig (!) „einfach“. Selbst die Doppelsuper haben endlich in meinen Augen auch irgendwie nachvollziehbaren Sinn gehabt! Ebenso Schwingkreise, Transistoren und all das andere Zeug. Es wäre überheblich zu behaupten, dass ich alles wirklich verstanden bzw. nachvollziehen konnte – das konnte ich gewiss nicht. Aber durch die aktive Zeit als E’ler konnte ich mir ein gewisses Niveau an Grundwissen aneignen, dass ich mit dem Lernaufwand zum Aufstieg zur Klasse A vertiefen und verbessern konnte. Mit mir ist technisch sozusagen nun endlich was anzufangen 😉
Aber den wohl größten Aha-Moment bzw. persönlichem Erfolg hatte ich in Kapitel 10. Unterpunkt: Transformationsleitungen. Dank der Praxis als DO6XJ und dem Bau einer LHKA habe ich an dieser Stelle dann endlich nachvollziehbar verstanden, wie die Angleichung der Impedanz über diese ominöse Viertelwellenanpassung funktioniert. Oder anders: Wie das, was ich benutze (und vorher stumpf nachgebaut habe), funktioniert.
Hätte ich mir von Anfang an die Arbeit gemacht auf DK6KR zu gehen… hätte ich zwar sofort in den Genuss des 20 und 40m Bandes kommen können, aber die Chance vertan, mein Wissen durch die erneute Lernerei und die damit verbundene Wiederholung des technischen Theorieteils zu vertiefen. Und das war es rückblickend die doppelten Kosten für Rufzeichen und Prüfung absolut wert. Daher kann ich den Weg zur Lizenzklasse A über den Zwischenschritt als DO’ler nur empfehlen. Speziell für all diejenigen, die bei Schaltbildern eher an abstrakte Kunst denken oder der Meinung sind, die Ägypter hätten sie erfunden. Und ganz ehrlich: Den Flankendiskriminator bekomme ich vom Schaltbild her immer noch nicht vom Ratiodetektor unterschieden 😀 Genau wie die ein oder andere Sache. Aber das kommt dann, wenn ich erst einmal meinen eigenen TRX zusammenlöte. Oder anders ausgedrückt: Durch Praxis.
So wurde letztlich nach 17,5 Monaten als DO6XJ am 15.05.2017 DK6KR. Selbstredend mit passendem Ausbildungsrufzeichen DN6XJ – man soll seine Wurzeln ja nie vergessen 🙂
greetz
Robin
-DK6KR, ehemals DO6XJ-