Wer portabel unterwegs ist, hat meist mit dem Gewicht und/ oder dem Volumen seiner Ausrüstung zu kämpfen. Was die Antenne angeht, so sucht man nach einem Kompromiss aus Kompaktivität, Funktionalität und Auf- bzw. Abbaugeschwindigkeit. Idealerweise ist diese Antenne günstig und leicht zu bauen. Nun, ich behaupte, dass eine Antenne existiert, die all diese Punkte bestens erfüllt: Die Lambda-Halbe-Koax-Antenne (LHKA). Prinzipiell handelt es sich hier um eine J-Antenne, die von DL5PC / DJ8EI aus dem OV G09 (Bad Honnef) weiter abgewandelt wurde. Analog zu einem Sperrtopf wird hier über ein kurzgeschlossenes Koaxkabel mit 1/4 Wellenlänge die hohe Impedanz transformiert. Genauere Infos über die Technik findet ihr hier.
Ich habe mir aus RG58 und etwas Lautsprecherkabel, einem PL-Buchsen T-Stück, drei PL-Steckern und einem Kabelquetschverbinder eine LHKA für 15m gebaut. Dafür gibt es ebenfalls auf der Seite des OV G09 einen Excelrechner, der einem ausspuckt, wie lang welche Antennensektionen für die gewählte Frequenz sein muss. Ich habe mich für die Bandmitte des Phonie Bereichs entschieden: 21,225MHz. Aber natürlich habe ich das obere Ende des Strahlers ein paar cm länger gelassen. Da ich mich zum Zeitpunkt der Fertigstellung in Jena befand, habe ich mir DJ6KR und den /p Antennenanalyzer von X22 geschnappt und bin auf einen der umliegenden Hügelchen. Dort habe ich die LHKA auf einen Baum geschmissen und vom Analyzer…analysieren lassen. Nach ein paar cm Kürzung gab es ein Resonanzpunkt bei 21,070MHz und einem SWR von 1:1,4. Nicht übel, dafür dass der Antennenstub quasi den Boden berührte und der Strahler teilweise in einem spitzen Winkel über den Baumast gen Boden zeigte. Sozusagen perfekt für PSK31 (Meist sind zwischen 21,070 und 21,080MHz PSK und RTTY Stationen vorzufinden).
Ein erster Versuch mit der LHKA lies nicht lange auf sich warten: Kurz darauf verließ ich mit meinem Portabelsetup die Bude und machte mich auf den langen und beschwerlichen Weg zum s.g. Wolfsspielplatz, der sich sagenhafte 200 oder 300 Meter vor meiner Haustür befindet. Dieser bietet unter anderem eine kleine Wiese mit ein, zwei Bäumen zur Anbringung von Antennen – wofür sollten die da auch sonst rumstehen. Ich verknotete also das Strahlerende der LHKA mit Paracord und dieses dann mit einem Stein. Oder zumindest habe ich es versucht. Denn die Schnur löste sich immer wieder gerne vom Stein – spätestens beim Werfen. Alternativ verhedderte sich die Schnur am Boden und zog den geworfenen Stein postwendend zurück. Ich möchte nicht sagen, dass ich mich dämlich angestellt habe, aber… irgendwie habe ich mich etwas ungeschickt angestellt. Zum Glück hatte ich Unterstützung von zwei Mädchen und Jungen unserer Nachfolgegeneration. Meine ausgepackte Funkausrüstung bescherte mir nicht nur dumme Kommentare von Spaziergängern, sondern lockte auch vier neugierige Kinder an (die im Gegensatz zu allen anderen vorbeilaufenden Menschen KEINE dummen Kommentare äußerten oder anderweitig provokativ, abweisend etc. reagierten). Die Kids spielten auf dem Spielplatz (wer hätte das gedacht) und es stellte sich heraus, dass sie die gleiche Grundschule besuchen wie ich damals und sogar die gleiche Klassenlehrerin haben! Die Mädels feuerten uns Jungs an, wie wir uns mit verschiedenen Knoten und Wurftechniken versuchten, um die LHKA auf Höhe zu kriegen. Parallel beantwortete ich so verständlich wie nur möglich, was ich da eigentlich treibe (Vali, Emely, Ati und Christos: Falls ihr das jemals lesen solltet: Danke, dass ihr euch nicht wie so mancher Erwachsener verhalten habt und viele Grüße!).
Am Ende hing die LHKA also wie schon beim ersten Vermessen wie eine gedrehte Inverted-V Antenne über 2 Bäume. Der Stub hing einen guten Meter über dem Boden. Und was soll man sagen: Sie funktionierte prächtig! Mangels externem SWR-Meter oder Ant-Analyzer musste ich das eingebaute Schätzeisen des FT-857D verwenden. Das schlug bei 21,070 bzw. 21,150Mhz nur minimalst aus. Am Phoniebandende (21,450MHz) halber Ausschlag. Passt. Ein QSO lies auch nicht lang auf sich warten: Mit 20W (oder 30?) gab es einen kurzen, aber netten Plausch mit einem OM aus Israel. Man kann sich sicherlich vorstellen, wie ich mich vor Freude auf der Wiese hin- und hergerollt habe!
Tipps zur Baummontage: Eine große -wirklich große- Mutter + Schraube kaufen und das Paracord einfach einklemmen. Falls man puncto Wurfkraft eher in QRP unterwegs ist 😉 😀 bietet sich eine Steinschleuder an!
Ein zweiter Versuch bzw. erster richtiger Einsatz ergab sich auf der 1. Make Darmstadt. Hier konnte ich im Zuge des Russian DX Contest mit teilweise nur 30W Kontakte mit bspw. Brasilien, Venezuela und Honduras ins Logbuch eintragen.
Der unerwartet gute Erfolg der LHKA motivierte mich, am 26.03. dem CQ World-Wide WPX Contest auf 15m SSB Phonie beizuwohnen. Mein QTH war der Rehberg bei Roßdorf (locator: JN49iu). Teilnehmende Klasse: Single OP / Single Band / Low Power. Aka: Ich, <=100W, 15m. Den Strahler hatte ich durch Umlegen um 20cm verkürzt und statt Baummontage eine 10m GFK Mastmontage verwendet. Bei einer Antennenlänge von ~9,2m also annähernde Perfektion was die Synergie aus LHKA und Mast anbelangt 😉
In den wenigen Stunden Betrieb kam ich mit meinen 100W Leistung des FT-857D doch recht weit: 11100 km, Indonesien. Neuer Reichweitenrekord. BÄM. Und das noch in einer Pile-Up Situation. Reichweitenrekord nach unten waren 26km über die Bodenwelle 😀 Nordamerika war überhaupt kein Problem zu arbeiten. Südamerika ebenfalls nicht. Einige Nah-Ost Staaten, die heiß begehrt waren (Quatar, Arabische Emirate, Palästina,…) konnte ich ebenfalls loggen. Natürlich musste ich mich bei zwei oder drei Stationen doch dezent geduldigen, aber wenn man mich gehört hat, dann hat man mich gut gehört. Und das unabhängig von der überbrückten Distanz.
Dafür, dass die Antenne aus RG58 und dünnem Lautsprecherkabel besteht, bin ich WAHNSINNIG begeistert. Und das ist noch untertrieben denn schließlich komme ich mit dieser ~10€ Antenne nicht nur um das nächste Häusereck, sondern bis nach ****** Indonesien! Über 10000km weit. Und in einem stark besuchten Contest werde ich mit 100W in Pile-Ups gehört. Was wünscht man sich mehr? Sie
- kostet nichts
- ist schnell gebaut
- ist zusammengerollt unschlagbar kompakt
- benötigt keine Radiale o.Ä.
- kann dicht über dem Boden oder „ums Eck“ montiert werden
- funktioniert selbst in Contestsituationen wunderbar
- benötigt keinen Tuner
Für den Nachbau hat sich DD7LP die Mühe gemacht und ein Bauanleitungsvideo auf Youtube hochgeladen. Ansonsten bei Fragen gerne über das Kontaktformular………… Kontakt aufnehmen!
greetz
Robin, DO6XJ