Häufig ist es nicht möglich, von den heimischen vier Wänden aus Funkbetrieb zu machen – Sei es aufgrund von Störungen, schlechter Lage, schwieriger Antennensituation oder ähnlichem. Manchmal möchte man auch einfach an die frische Luft, oder einen anderen Standort ausprobieren. Auch Aktivitäten wie SOTA, POTA und andere *OTA können ein guter Grund sein, seine Ausrüstung zu packen und nach draußen zu gehen. Hier meine Herangehensweise für QRP-Aktivitäten.
Das Paket
Ich wollte gern eine QRP-Ausrüstung, welche mehrere Stunden Betrieb in verschiedenen Betriebsarten ermöglicht. Da man nicht immer alles mitnehmen will, sollte das ganze möglichst modular packbar sein, d.h. einzelne Komponenten sollten leicht entfernbar oder austauschbar sein, je nach gewünschten Betriebsarten und -orten. Deshalb habe ich mich für eine Kombination aus MOLLE-Taschen entschieden, welche leicht (und sehr fest) miteinander verbunden werden können. An den Schlaufen des MOLLE-Systems können neben den kleinen Taschen auch viele andere Ausrüstungsgegenstände befestigt werden, und auch die Klett-Flächen sind sehr praktisch. Ich habe mich dabei für Taschen von Tasmanian Tiger entschieden, da diese sehr gut verarbeitet und sehr stabil sind – leider sind sie jedoch nicht ganz billig. Ich habe die original schwarzen Reißverschluss-Bändchen mit orangefarbenem Paracord ersetzt.
An dieser Stelle möchte ich außerdem kurz auf den Shop von FB-Werbetechnik verweisen, wo man unkompliziert gestickte Klett-Patches mit Rufzeichen oder Name für wenige Euro anfertigen lassen kann (Dieser Link ist nicht gesponsort oder anderweitig bezahlt). Dort kommt auch mein Rufzeichen-Patch her.
Modul 0 – Funkgerät und Stromversorgung
Das Grundmodul ist eine Tasmanian Tiger Tac Pouch 7, die, wie Konrad bereits festgestellt hat, geradezu perfekt für den Yaesu FT-817 passt. Folgendes ist drin:
- Yaesu FT-817ND mit LiPo-Umbau nach VK3YY
– Das Allmode-Allband-Gerät meiner Wahl. Klein, leicht, praktisch, allerdings etwas stromhungrig.
– Der 817 steht auf Peg Legs, wobei ich die Halteschellen für den Tragegurt durch handgemachte (Danke, Sebastian!) „Doppel-Unterlegscheiben“ ersetzt habe. - Dreiteilige Antenne (Standardzubehör beim 817)
– Die Antenne funktioniert mit der kurzen Kappe ziemlich gut auf 2m und 70cm, und mit der langen Kappe reicht sie zumindest als Empfänger auch für längere Bänder. Sie ist nicht das gelbe vom Ei, aber relativ leicht und praktisch. Eine mögliche Alternative wäre beispielsweise eine LHKA. - DC-Kabel für den 817 auf PowerPoles
– Da meine gesamte Stromversorgung auf Anderson PowerPoles ausgerichtet ist, ist auch für den 817 ein solches Kabel wichtig. So kann ich den Transceiver z.B. auch an meinem QRO-ShackToGo (Mehr Infos dazu später) anschließen und mitversorgen. - Mikrofon MH-31 (Standardzubehör beim 817)
– Das Standardmikrofon, welches dem Transceiver beiliegt. Stellt man den Schalter auf der Rückseite auf „2“, klingt es gut. Das etwas bessere Mikrofon MH-36 ist eine Alternative, bringt aber als einzigen Vorteil die Aussendung von DTMF-Tönen (Direkte Frequenzeingabe wie beim FT-857 ist nicht möglich). Dafür verliert man allerdings die UP- und DOWN Tasten und kann das Kabel nicht mehr vom Mikrofon trennen. - Drei LiPo-Akkus zu je 2,5 Ah
– Ein Akku im Gerät, zwei extra. Die beiden Extra-Akkus werden sicherheitshalber in einem LiPo-Safe transportiert um Beschädigungen zu vermeiden (und Flammen zu ersticken 🙂 ). Alle Akkus können im Gerät oder extern verwendet werden. - Kabelsatz für die Akkus
– Alle benötigten Kabel um die Akkus extern anzuschließen oder aufzuladen. Mehr Infos dazu im Artikel über den Umbau des FT-817ND auf LiPo. - ein 50-Ohm-Terminator für den BNC-Anschluss und eine Schutzkappe für den PL-Anschluss
– Der Abschlusswiderstand erzeugt saubere 50 Ohm, falls man versehentlich die vordere Antenne auswählt. Da ich meist die hintere Antennenbuchse nutze, habe ich hier nur eine Schutzkappe drauf um die Spitzen des PL-Anschlusses zu „entschärfen“.
All das passt mit wenig Luft in die Tac Pouch 7. Unter dem Transceiver ist noch eine Netztasche eingenäht, in der man einen Stift und einen Notizblock transportieren könnte. Das Modul 0 wiegt knapp unter 2 kg.
Mit diesem Set kann man bereits an beliebigen Antennen starten. Ein Tuner fehlt – ich arbeite bei so niedrigen Leistungen gern mit resonanten oder abstimmbaren Antennen (Beispielweise könnte man hier einen Buddipole oder eine HF-P1 nutzen, welche sich beide auf ein SWR von 1:1 abstimmen lassen).
Modul 1 – Antenne
Die erste der kleineren Taschen ist eine Tac Pouch 4 von Tasmanian TIger. Sie beinhaltet:
- 2 Meter RG316 von PL zu BNC
– Mit diesem Kabel kann man am FT-817 alle Antennen anschließen, die einen PL- oder einen BNC-Anschluss haben. Der Vorteil der zwei verschiedenen Enden ist, dass man nur ein Kabel braucht um beide Steckernormen anschließen zu können – hätte man ein Kabel mit zwei BNC-Steckern müsste man außerdem noch ein Kabel mit zwei PL-Steckern mitführen um beide Anschlussnormen zu haben. - Adapter von BNC zu N und von PL zu N
– Ich nutze gern das N-System, speziell für VHF/UHF. Diese Adapter erlauben den Anschluss von N-Antennen an beiden Anschlüssen. - Nachbau einer Tri-Band 40-30-20 von QRPGuys mit Strahler (rot), Radials (schwarz) und Matchbox (silber)
– An dem Tag, an dem ich diese Antenne bei QRPguys bestellen wollte, haben diese aufgrund der COVID-19 Epidemie ihren Shop geschlossen. Ich habe daraufhin die Antenne mit Kram aus der Bastelkiste nachgebaut (und die QRPguys darüber informiert – ja, sie sind einverstanden und haben nichts dagegen gehabt). - Ein Klettband
– Zur Befestigung eines GFK-Masts an einem Ast oder der Antenne an einem Stock oder einem Wurfstein an einer Schnur oder was mir sonst noch einfallen könnte. - Ein paar Mini-Karabiner und ein Schlüsselring
– Erlaubt die Befestigung der Antenne an verschiedensten Gelegenheiten, inkl. den Reißverschlüssen der Pouch – so könnte man die Pouch zB in einen Baum werfen und so die Antenne befestigen. - Platz wäre noch für etwas dünnes Paracord als Wurfschnur oder ähnliches
Mit diesem Modul und dem Hauptmodul 0 hat man alles, um auf Sendung zu gehen. In Kombination mit einem kurzen GFK-Mast (Diese gibt es um 10 Euro bei Ebay!) kann man auf 3 Bändern arbeiten. Die Antenne hat ein SWR von 1:1 auf 20m, 1:1,5 auf 30 und etwa 1:2 auf 40m. Das reicht für viele Kontakte, und ist dabei sehr klein und leicht. Die Pouch wiegt gefüllt etwa 450g.
Modul 2 – dataCAT Interface
Die zweite kleine Tasche ist ebenfalls eine Tac Pouch 4. Sie beinhaltet:
- Ein dataCAT-Interface
– Mein DIY-Interface für Digimodes und CAT-Steuerung des Transceivers. Hiermit kann man mit einem Laptop unterwegs Digimodes nutzen oder per Winlink Emails versenden. Im Vergleich zur ersten Version habe ich das Interface mittlerweile modifiziert: mit den roten Knöpfen kann man die Pegel in RX und TX-Richtung einstellen ohne das Gehäuse zu öffnen. - Eine USB-Soundkarte
– Während man natürlich auch Kopfhörer- und Mikrofonanschlüsse des Laptops nutzen könnte, zeigt sich in der Praxis dass eine USB-Soundkarte bessere, rauschfreiere Signale erzeugt. Für einen Raspberry gibt es keine andere Möglichkeit, da dieses keinen eigenen Mikrofonanschluss hat. Ich habe das klobige Gehäuse entfernt und die Platine mit Schrumpfschlauch überzogen. - zwei (lange) Kabel zwischen dataCAT und Transceiver
– Diese Kabel verbinden das Audiointerface und den FT-817ND. Das eine Kabel überträgt die Audiosignale, das andere überträgt CAT-Befehle. - zwei (kurze) Audiokabel zwischen USB-Soundkarte und Interface
– Ganz normale, wenn auch recht kurze Audiokabel. Eines der Kabel ist mit Schrumpfschlauch markiert, um die beiden besser auseinanderhalten zu können – so gibt es keine Verwirrung zwischen Mikrofon und Lautsprecherkanal. - Ein (ebenfalls kurzes) USB-Kabel
– Dieses Kabel bildet die Verbindung zwischen Interface und PC um CAT-Befehle zu versenden, und die PTT zu steuern. - Es fehlt noch: Ein Adapter von TRRS (Tablet-Anschluss) zu zwei Audiosteckern. Damit kann man dann auch mit dem Handy z.B. APRS oder WSPR betreiben.
Diese Komponenten erlauben – natürlich in Verbindung mit einem Laptop oder einem Tablet oder einem Raspberry – Betrieb in Digitalen Betriebsarten wie Winlink oder PSK oder WSPR oder APRS usw usw, was gerade auf 20m natürlich prima geht. Die kleine Pouch wiegt gefüllt etwa 400g.
Weitere Gedanken
Dieses System ist sicher nicht das kompakteste oder leichteste, aber mit insgesamt etwa 2,8 kg durchaus transportabel. Lässt man Module weg, z.B. weil man kein Audio-Interface benötigt, kann man das ganze natürlich leichter machen.
Durch das MOLLE-System lässt sich das ganze beliebig erweitern – wenn ich Ideen für weitere Module habe, werde ich das natürlich hier auf CQ-Jena bekanntgeben.
Btw: Wenn Du den Stecker für externe Stromversorgung reinsteckst, ohne Netzteil, hast Du die vollen 5/6W (817/818) mit internen Batterien 😀
Stimmt, die Standardeinstellung springt dann auf die maximale Leistung. Allerdings kann man die ja auch über das Menü einstellen, wenn man die interne Batterie nutzt.
Da es recht mühselig ist, die Batterie auszubauen und einzubauen um die balanciert zu laden, nutze ich ohnehin meist den externen Akku, so ist die hohe Leistung voreingestellt.